Die Qual der Wahl

Beamer-Lampe: Original oder kompatibler Nachbau?

Früher oder später ist sie fällig: eine neue Beamer-Lampe. Trotz aller Bemühungen, die Beamer-Lampe zu schonen, wird sie irgendwann das Zeitliche segnen. Die Preise für neue Lampen sind je nach Hersteller ziemlich heftig: zwischen 200 und 600 € legt man für eine Original-Lampe auf den Tisch. Da überlegt man sich zweimal, ob man nicht zu einem kompatiblen Nachbau greift.

Zwei Beamer-Lampen, ein Original-Produkt und ein kompatibler Nachbau
Nur im Detail voneinander zu unterscheiden: links die Original-Lampe, rechts der kompatible Nachbau (Mitsubishi VLT-HC7800LP)

Ich möchte heute einige Überlegungen anstellen, was Original-Lampen für Beamer eigentlich so viel besser macht, dass ein so hoher Preis gerechtfertigt ist. Ich gehe auch darauf ein, womit man rechnen muss, wenn man ein günstiges Beamerlampen-Plagiat kauft.

Beamer-Ersatzlampen finden und Original von Nachbau unterscheiden

Zuerst gilt es, die genaue Bezeichnung der Lampe zu finden. Die steht auf der Lampe selbst, auf dem Projektor oder in der Bedienungsanleitung. Ihr solltet zumindest mal gesehen haben, wie die Lampe aussieht — das hilft ungemein bei der Auswahl der richtigen Ersatzlampe.

Eine kurze Internet-Recherche liefert die gängigen Preise. Schnell wird klar, dass es günstige und teure Angebote gibt. Original-Lampen vom Hersteller des Beamers sind meist mehr als doppelt so teuer wie kompatible Lampen anderer Anbieter. Die Produktbeschreibungen können sehr verwirrend sein — genau lesen ist hier angesagt. Der Preis sagt meist mehr aus.

Als meine Beamer-Lampe vor einiger Zeit den Löffel abgegeben hat, sah ich mich mit Preisen von um die 380 € für eine Original-Lampe und rund 140 € für eine kompatible Lampe konfrontiert. Gleich vorweg: um einmal die Erfahrung zu machen (und Euch hier schicke Bilder liefern zu können) habe ich mich für ein Plagiat entschieden.

Mein Beamer ist der Mitsubishi HC7800D, die Bezeichnung der passenden Lampe lautet VLT-HC7800LP. Die teuren Angebote haben meist „Original“ und „Mitsubishi“ im Namen. Ob es dann wirklich ein Original ist, sieht man aber wohl erst im direkten Vergleich.

Wenn Ihr eine neue Beamer-Lampe im Internet kauft, solltet Ihr darauf achten, dass das Produktbild nahezu genauso aussieht, wie Eure defekte Lampe. Steht irgendwo in der Produktbeschreibung „Abbildung ähnlich“, solltet Ihr misstrauisch werden! Da kann man auch gleich Schrödingers Katze im Sack kaufen. Kauft nur Ersatzlampen mit passender Abbildung und ohne diesen Vermerk. Wird dann etwas anderes geliefert, seid Ihr rechtlich auf der sicheren Seite für eine Rückgabe.

Leuchtmittel oder Käfig tauschen

Beamer-Lampen sind meistens in einen Metallkäfig eingebauter. Der Käfig hat die Aufgabe, den Beamer vor Glassplittern zu schützen, falls die Lampe explodiert. Das kommt gar nicht so selten vor — auch bei mir hat es „batsch“ gemacht. Das Klappern, das danach aus dem Beamer zu hören ist, wenn man ihn von der Decke nimmt, verheißt erstmal nichts Gutes. Aber wenn man die Lampe entfernt merkt man schnell, dass alle Splitter vom Käfig gefangen wurden.

Zwei Beamer-Lampen, ein Original-Produkt und ein kompatibler Nachbau
Die Rückansicht – wieder links das Original, rechts der Nachbau. Man sieht deutlich, dass das Gitter beim Original grobmaschiger ist.

Bei einem Wechsel der Lampe ist vorgesehen, dass der gesamte Käfig getauscht wird. Es ist aber auch möglich, für weniger Geld nur ein neues Leuchtmitteln zu kaufen. Dann müsst Ihr den Käfig aufschrauben, von eventuellen Glassplittern befreien und das Leuchtmittel tauschen.

Wie einfach und sicher das ist, hängt von Eurem technischen Geschick und der Bauart der Lampe ab. Man hört häufig, dass die Ersatz-Leuchtmittel, obwohl angeblich kompatibel, nicht perfekt in den Käfig passen. Wenn Ihr beim Einbau genötigt seid, etwas zu improvisieren oder Teile des Käfigs anzupassen, solltet Ihr die Finger davon lassen! Wenn das Leuchtmittel nicht perfekt passt, kann es sein, dass durch die Hitze im Betrieb der Käfig oder der ganze Beamer Schaden nimmt.

Ich rate daher grundsätzlich davon ab, nur das Leuchtmittel zu tauschen. Zwar lässt sich damit der Preis nochmal auf ca. 60 bis 100 € reduzieren (besonders, wenn man auch hier kein Original, sondern einen kompatiblen Nachbau verwendet) — aber das Risiko, etwas beim Einbau falsch zu machen oder einen schlimmeren Schaden zu verursachen, ist ungleich größer, als wenn Ihr den kompletten Käfig tauscht.

Risiken beim Kauf eines Nachbaus

Abgesehen davon, dass die Lampe nicht perfekt passen könnte — was kann schief gehen, wenn man kein Original kauft, sondern einen günstigeren, kompatiblen Nachbau einer Beamer-Lampe? Was rechtfertigt einen derart hohen Preis für Original-Lampen?

Eine Aussage in einem Forum, die mich ins Grübeln gebracht hat, war folgende:

Letztendlich kommen doch alle Beamer-Lampen aus China.

Irgendwie ist da was dran. Es ist ja nicht so, dass man diesen Aufpreis für die sogenannte „deutsche Wertarbeit“ bezahlen würde.

Für den Namen zahlen

Es ist gut möglich, dass Ihr bei Original-Lampen nur für den guten Namen bezahlt. Das ist ja nichts neues, dass nahezu identische Produkte nur anders verpackt werden, dafür dann aber das doppelte kosten.

Ich habe als Ersatzlampe für meinen Mitsubishi ein Produkt namens Alda PQ Premium erworben, weil es auf der Abbildung weitestgehend identisch aussah. Soweit passt das auch alles, aber es gibt im Detail einige Abweichungen:

  • Das Original-Leuchtmittel ist von Osram, auf dem Plagiat steht gar nichts drauf, was von außen erkennbar wäre.
  • Das Gitter des Käfigs ist bei dem Nachbau enger. Das kann nachteilig für die Luftzirkulation sein. Andererseits dürfte es bei einer Explosion des Leuchtmittels mehr kleine Splitter abhalten (beim Original ging ein bisschen was daneben).
  • Einige Löcher in der Außenhülle des Käfigs sind am Original mit dünnen Folien abgeklebt, im Nachbau offen. Ich bin nicht sicher, ob das etwas bewirken sollte.
  • An einer Stelle ist ein Blech um eine Ecke des Gehäuses herum gebogen. Beim Original schließt das sauberer ab.

Alles in allem gibt es keine Unterschiede, die mich beunruhigen würden. Es ist aber definitiv nicht nur der Name anders. Der Käfig wurde eindeutig kopiert, das aber sehr, sehr gut.

Helligkeitsunterschiede

Abgesehen davon, dass jede Beamer-Lampe mit der Zeit dunkler wird, kann es Unterschiede in der Anfangshelligkeit geben. Das kann ich nicht beurteilen, weil ich nur die alte Original-Lampe mit über 3.300 Betriebsstunden mit dem neuen Nachbau vergleichen kann. Die neue Lampe ist auf jeden Fall wieder schön hell.

Mit Lampen für andere Beamer wurden schon Tests gemacht, die weniger positiv ausfielen. Dort waren die nachgebauten Lampen deutlich dunkler als ein teures Original.

Wie sich das nach 1.000 und 2.000 Stunden verhält, ist nochmal ein anderes Thema. Fakt ist aber: Wenn man Pech hat, ist ein Plagiat dunkler.

Lebensdauer

Sehr nahe liegt die Vermutung, dass billige Lampen eine niedrigere Lebenserwartung haben. Das lässt sich wirklich nur nachweisen, wenn man es versucht.

Machen wir doch eine einfache Rechnung:

  • Wir nehmen an, dass eine Original-Lampe 2.500 Stunden ihren Dienst tut. Bei einem Preis von 400 € sind das 16 Cent pro Betriebsstunde.
  • Bei einer Nachbau-Lampe für 150 € kostet eine Betriebsstunde bei gleicher Lebensdauer nur 6 Cent.
  • Um genauso teuer zu sein wie die Original-Lampe, muss das Plagiat nur rund 940 Stunden durchhalten. Das ist auch bei geringerer Qualität nicht unwahrscheinlich.
  • Vorausgesetzt, die Lichtleistung nimmt nicht wesentlich schneller ab als beim Original, hat man bei Nachbau-Lampen also öfter eine neue, frische Lampe und profitiert länger von der hellen Anfangszeit.

So gesehen ist eine günstige Lampe mit kürzerer Lebenszeit sogar von Vorteil. Man kann mit einem Plagiat Glück haben und mit einem Original Pech. Wenn meine Nachbau-Lampe den Löffel abgibt, werde ich es hier nachtragen.

Gleichmäßige Ausleuchtung

Ein weiteres Qualitätskriterium ist die gleichmäßige Ausleuchtung des Bilds. Zwar ist dafür nicht alleine die Lampe verantwortlich, aber sie trägt offenbar dazu bei, wie ich feststellen musst.

Ich hatte bei meinem Beamer ab Werk einen seltsamen Effekt: im rechten oberen Viertel des Bilds gab es unregelmäßige, dunkle Flecken. Diese waren nur zu sehen, wenn das Bild annähernd schwarz war. Das hat nicht weiter gestört, fiel aber am Anfang eines Films manchmal auf.

Jetzt, da ich die Lampe getauscht habe, sind die Flecken deutlich zurück gegangen. Hoppla.

Ein Blick in die alte Lampe zeigt einige unregelmäßige Stellen auf dem Reflektor. Die sind zwar wahrscheinlich bei der Explosion der Lampe entstanden, aber trotzdem muss der Austausch des Leuchtmittels ja irgendwas bewirkt haben. Somit habe ich hier eine Verbesserungen gegenüber der Originallampe erhalten.

Das wird vermutlich ein Einzelfall sein, zeigt aber doch, wie es auch umgekehrt laufen kann. Die gleichmäßige Ausleuchtung des Bilds hat offenbar etwas mit der Lampe zu tun. Sie kann bei einer günstigen Nachbau-Lampe schlechter sein (muss sie aber nicht). Auch das ist ein Punkt, den man erst herausfindet, wenn man den Schritt gewagt hat.


Diese kleine Gegenüberstellung von Original-Beamerlampen und Nachbau-Lampen hat gezeigt, dass ein Nachbau nicht unbedingt schlechter sein muss. Es sagt sich leicht, dass Qualität ihren Preis hat, besonders wenn man schon schlechte Erfahrungen mit Plagiaten gemacht hat.

Ja, Ausleuchtung und Lichtleistung können merklich schlechter sein. Müssen sie aber nicht. Wer es nicht ausprobiert, bezahlt eben mehr.

Angst vor einer kürzeren Lebenszeit ist dagegen weitestgehend​ unbegründet,wie ich rechnerisch nachgewiesen habe. Wenn die Nachbau-Lampe nicht mal die ersten 500 Stunden übersteht, um sich zu rechnen, greift mit etwas Glück noch die Garantie, die viele Anbieter einräumen.

6 Gedanken zu „Beamer-Lampe: Original oder kompatibler Nachbau?

  1. Guten Tag ich möchte auch meine erfahrungen teilen . Bei meinem neu gekauften Beamer Epson eh-tw 4400 hatte ich nach 1890Std. ein Blinkenden Beamer Lampe am ende . Dan hab ich eine swiss premium erstz gekauft . Tiptop . Jetzt hab dan die erste Lampe behalten und irgendwan später auseinander genommen und bemerkt das kein stempel auf der Lampe selbst war . Die Originalen müssten eigentlich ein stempel haben . Ich habe durch diese entäuschende erfahrung mir gesagt das ich nach nicht mal halber Stundenleistung keine 350 Euro ausgeben werde . Die neue habe ich als Plagiat 150 euro bezahlt und bin zu frieden damit.

  2. Also ich habe für meinen Panasonic Pt Ax 100e vor langer Zeit eine neue Lampe für ca 180€ gekauft. Bin jetzt bei 840Std und es flackert und es ist nicht mehr so hell. Also die original hat 2500Std durch gehalten. Die Frage ist jetzt für mich gerade, wieder Nachbau oder doch original?Also gerade ist die Wahl auf eine Ruby Nachbau gefallen. Ist echt schwer zu sagen? 280€ oder 160€ bei 2500 zu 1000Std.

  3. Ich betreibe seit 2009 einen Epson tw3500. Bisher habe ich die Lampe 2 mal gewechselt. Die erste Lampe ab Werk hielt ca 3000 Stunden. Die zweite Lampe mit Käfig hielt gerade 1000 Stunden. Es war eine NoName Billiglampe im Käfig. Der Ausfall kam plötzlich ohne vorherige Verdunkelung. Als dritte Lampe baute ich eine Markenlampe (habe keine Unterlagen mehr) als nackte Lampe im Käfig der Herstellerlampe ein. Jetzt nach 6100 Stunden höre ich beim Zünden ein Geräusch, dass das baldige Ableben anzeigt. Die Lampe geht nicht sofort an, stattdessen hört man vorher für etwa eine Sekunde ein Knistern, wie bei eletrischem Funkenflug.
    Fazit. Ich verbaue wieder eine Markenlampe, es muss aber nicht die Herstellerlampe sein.

  4. Mein Vorgänger Beamer war der Epson TW 4400er dafür gibt’s ne Rubylampe mit Käfig bei HCCinema. Um die 120€. Aber die Lampe hat auch nur 1000 bis 1800h gehalten. Aber wenn man nem Projektor schon gebraucht kauft mit entsprechenden Betriebsstunden macht es kein Sinn 400€ für ne Originallampe zu kaufen.

    Bei meinem neuen 4K Projektor werde ich wohl ne Originallampe kaufen. Da stimmt einfach das Verhältnis noch.

    Aber die allerbilligsten würde ich nicht kaufen. Gab nämlich auch welche für 40€ dementsprechend sahen die Rezession und Erfahrungen aus. Was mir der Verkäufer des Gebrauchten Beamer erzählt hatte

  5. Gerade bei JVC Beamern (X-Serie) wird immer wieder von Problemen mit dem Balastboard berichtet. In einigen Foren entsteht dabei der Eindruck, dies könne an nicht originalen Lampen liegen. Gibt es hier wirklich Risiken, die durch die Lampen von Drittherstellern verursacht werden?

    1. Hey Sven,

      das ist im Bereich des technisch Möglichen und kann durchaus bei manchen Geräten vorkommen. Wenn sowas durch die Communities geht, wäre ich da vorsichtig und würde im Zweifelsfall lieber nur auf Originallampen zurückgreifen.

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