Den halben Keller zum Heimkino gemacht

Mayerplex: Heimkino und Movie Lounge mit Liebe zum Detail

Von Zeit zu Zeit stolpere ich über Heimkinos, die durch ganz besondere Merkmale und liebevolle Gestaltung herausragen. Der Keller von Michael Mayer gehört definitiv dazu. Das “Mayerplex” besteht nicht nur aus dem Kino selbst, sondern einer ganzen Movie Lounge. Alles ist optisch im selben Stil gehalten und strahlt perfekte Kino-Atmosphäre aus.

Der Kinoraum des Mayerplex
Fotos: Michael Mayer

Michael ist gelernter Maler- und Lackierermeister und Inhaber eines Malerbetriebes. Damit lag es für den 34-jährigen nahe, einen Großteil der späteren Kinoeinrichtung selbst zu bauen und zu gestalten. Das Foyer mit Eingangstür zum Kinoraum ist das Ergebnis seiner Meisterprüfung und hat eine eigene, besondere Geschichte. Doch sehen wir uns erstmal an, was das “Mayerplex” alles zu bieten hat.

Wirklich komplex: das Mayerplex

Bereits im Kellerabgang kommt Kinostimmung auf. Atmosphäre war für Michael das wichtigste an seinem Heimkino — das Gefühl, in einem richtigen Kino zu sein. “Ich mag einfach dieses Gefühl, wenn man in den Vorraum kommt und es riecht nach frischem Popcorn. Im Kino laufen schon die Trailer und man ist eben nicht im Wohnzimmer, sondern woanders. Eben wie wenn man ins echte Kino geht.”

Die Movie Lounge mit Bar

Der Vorraum ist der zentrale Punkt des Kinos. Hier befindet sich eine kleine Bar, die zugleich Küche mit Kühlschrank, Spülmaschine und Backofen ist. Damit dient der Vorraum gleichzeitig als Partyraum für Geburtstage oder Feste. Alles ist im Kino-Stil gehalten und stimmt Gäste perfekt auf den Film ein.

Blick in das WC

Auch das angrenzende WC mit seiner speziell gestalteten Tür und der Ziegel-Optik gehört dazu. So halten sich Unterbrechungen des Films durch kurze Wege wirklich in Grenzen.

Der Haustechnikraum wird für die Kinotechnik mitgenutzt. Hier befindet sich die Steuerzentrale mit Vorschaumonitor und einem Rack, in dem alle Geräte unterkommen.

“Ich unterscheide sehr stark zwischen Wohnzimmer und Heimkino,” verrät Michael auf die Frage hin, wo Heimkino für ihn anfängt. “Auch ein Wohnzimmer mit Leinwand und Beamer macht den Raum für mein Empfinden noch nicht zum Heimkino,” fährt der Vater von Zwillingen fort. Das klingt hart aber konsequent und spiegelt sich in jedem Detail des “Mayerplex” wider.

Bild und Ton

“Die Lautsprecher, die ich im Kino verwende, sind die ersten richtigen Lautsprecher, die ich mir je gekauft habe,” sagt Michael über seine Infinity Reference MK2, die verdeckt hinter der verblendeten Front spielen. “Ich lege besonderen Wert auf die Haltbarkeit und den Kosten/Nutzen-Faktor. Der schönste und teuerste Lautsprecher bringt mir nichts, wenn er nicht gut klingt.”

Die Front mit Seilzugsystem für die elektrische Maskierung

Betrieben werden die Lautsprecher an einem Harman Kardon AVR-355. Für die vier Surround-Lautsprecher des 7.4-Systems kommen Wharfedale WH-2 Dipole zum Einsatz.

Für sauberen Bass sorgt ein Double Bass Array. Die beiden vorderen Subwoofer stehen zusammen mit allen anderen Lautsprechern hinter der Frontverblendung. Es handelt sich um Peavy HiSys 118 XT mit 18-Zoll-Chassis, die mit einem Yamaha M-45 betrieben werden. Die hinteren Subwoofer sind ein Eigenbau unter Verwendung von JBL-Treibern und werden von einer T-Amp TA 1050 angetrieben. Als DSP zur Steuerung des DBA setzt Michael ein Behringer Ultra Curve Pro ein.

Die Movie Lounge des Mayerplex im Bau

Weitere Herzstücke des “Mayerplex” sind der Blu-ray-Player Sony BDP-S4500 und der DLP-Projektor Optoma HD142X. Dieser leuchtet die Leinwand mit selbst gebauter Maskierung aus, die mittels Rohrmotoren elektrisch angetrieben wird.

Die Technik beschränkt sich nicht nur auf das Kino selbst. “Im Foyer laufen 4 Heco Victas an einem Harman Kardon AVR300RDS,” erzählt Michael. Die Evolution seiner Technik ist kaum zu übersehen. Vom Videorecorder mit Röhrenfernseher, über einen Dolby-Surround-Decoder bis hin zum ersten DVD-Player hat er schon alles mitgemacht. Diverse andere Geräte wie Mediaplayer, Sat Receiver und ein kleiner TV sorgen für die nötige Unterhalten.

Ausbau und Einrichtung

Der Kellerraum des “Mayerplex” besteht fast komplett aus Betonwänden. Darauf aufbauend hat Michael typische Maßnahmen zur Einrichtung eines Heimkinos ergriffen. Weitestgehend in Eigenregie, nur mit gelegentlicher Unterstützung von Familie und Kollegen, ist so nach und nach ein stilsicheres Kino geworden.

Der völlig leere Kinoraum mit Betonwänden

Mit Stoff bespannte Holzrahmen verkleiden die Wände. An der Decke hat Michael einen Baumwollputz verarbeitet, den er auch professionell über seinen Malerbetrieb anbietet. Der Boden ist vollständig mit Teppich ausgelegt.

Besonders auffällig ist das Podest, eine Holzkonstruktion, die perfekt auf zwei Sessel in der ersten Reihe und echte Kinosessel in der zweiten Reihe angepasst wurde. Damit verbunden ist auch eine halbhohe Trennwand, deren Frontblende zur Unterbringung diverser Lichtschalter dient. Dieser Raumteiler am Eingang ist besonders interessant, weil er den Weg durch das Kino künstlich verlängert und so das Gefühl eines wesentlich größeren Raums vermittelt.

Die Front des Mayerplex im Bau

Auch die Front ist mit Stoffrahmen verblendet. Dahinter befindet sich die Mechanik für die elektrische Maskierung sowie die Lautsprecher und zwei Subwoofer. Die Leinwand ist nicht akustisch transparent, weshalb alle Lautsprecher darunter und seitlich unterkommen mussten. Der verbleibende Raum wurde mit Dämmwolle gefüllt und dient somit als Absorber, um die Raumakustik zu verbessern.

Die Decke wurde entlang der Wände abgehängt und dient zur Unterbringung von Deckenstrahlern. LED-Stripes an der Decke und unter dem Podest sorgen zusätzlich für stimmungsvolle Beleuchtung.

Die Eingangstür als besonderes Highlight

Für seine Meisterprüfung als Maler und Lackierer konnte sich Michael ein Thema aussuchen. Er entschied sich dafür, ein Kinofoyer zu gestalten. “Alles mit dem Hintergedanken: wenn ich mal ein Haus baue, dann wird es genau so aussehen.” Als zwei Jahre später der Bau seines Hauses näher rückte, stand bereits fest, wie der Keller aussehen musste.

Michaels Meisterstück: ein Kino-Foyer mit Eingangstür

Eingangstür zum Mayerplex

Zwar konnte Michael nicht das gesamte Foyer in seinen Keller integrieren, aber die meisten Details, wie etwa hinterglasvergoldete Dolby-Digital-Schilder oder Filmstreifen aus MDF, konnte er an anderen Stellen übernehmen.

“Als ich meine Meisterprüfung aufbaute,” erzählt Michael weiter, “meinten viele meiner Kollegen damals: ‘Wieso hast du denn alles so massiv gebaut, Du hättest doch auch dünne Platten als Fake-Türen benutzen können.’ Als ich ihnen sagte, die Türen sind für mein Heimkino, lachten sie, da wir zu der Zeit noch bei meinen Eltern im Dach wohnten. Ein paar von ihnen haben mich in der Zwischenzeit schon besucht und staunten, wie ich die alten Teile in den Keller intigrieren konnte.”


Ungefähr einmal im Monat empfängt Michael Gäste in seinem Kino. Ansonsten wird das “Mayerplex” nur im engsten Familienkreis für etwa zwei Filme pro Woche genutzt und macht seinem Namen damit alle Ehre. Serien, TV und Musik stehen normalerweise nicht auf dem Programm. Als persönlichen Geheimtipp aus seiner Filmsammlung empfiehlt Michael gerne Fräulein Smillas Gespür für Schnee.

In naher Zukunft soll das “Mayerplex” mit 6 3D-Brillen ausgestattet werden. Die Anschaffung neuer Lautsprecher ist auch schon geplant. “Außerdem ist eine größere Popcornmaschine fällig,” scherzt Michael. Sein Heimkino würde er jederzeit wieder so bauen — nur dürfte es beim nächsten Mal “breiter und länger” sein.

Michaels bester Tipp für alle Heimkino-Einsteiger ist, am Anfang viel zu lesen. “Es gibt so viele Baudokus, die man lesen kann, um sich Ideen und Inspiration zu holen.” Was daraus werden kann, hat er mit seinem Kino eindrucksvoll gezeigt.

7 Gedanken zu „Mayerplex: Heimkino und Movie Lounge mit Liebe zum Detail

  1. Ganz nach meinem Geschmack, dieses kleine Kino in Rot und Schwarz. Der Bodenbelag in Rot wäre bei mir auch eine Überlegung wert – bisher tendierte ich immer zu dem klassischen schwarzen Kinoteppich mit roten Sternchen. Ich habe übrigens das gleiche Modell der Popcornmaschine 🙂

  2. Wow, beeindruckend 🙂
    Gibt es einen detaillierten Baubericht, z.B. in den gängigen Foren? Speziel die maskierung würde mich sehr interessieren, sowie die Rahmenkonstruktion dafür in Verbindung mit der Leinwand!
    Viele Grüße, Markus

  3. Hallo,

    sehr schönes Kino 🙂

    Darf ich fragen, woher diese tollen “Filmrollenposterwandhalterungen” aus dem Vorraum sind? Marke Eigenbau?

    Liebe Grüße
    Lars

    1. Hallo vielen Dank, ja das ist ein Eigenbau, die Rolle stammt von einem Kino kurz bevor es auf Beamer umgerüstet wurde. Der Film ist eine Werbung von der Sparkasse glaub ich hab einfach LED Streifen dahinter geklebt und es an die Wand geschraubt

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