Tonformate im Heimkino – ein Überblick

Filme werden in verschiedenen Tonformaten auf Blu-ray oder DVD gespeichert. Im Heimkino sind Dolby, DTS und Auro-3D relevant. Die Namen stehen meist nicht nur für die Tonformate, sondern auch für die Firma, die dahinter steht. Jedes Format hat eine gewisse Entwicklung durchlaufen und bringt daher verschiedene Varianten mit sich. Hinzu kommen unterschiedlich viele Kanäle.

Einige Logos klassischer Tonformate von Kinofilmen, darunter auch Logos, die niemals den Sprung ins Heimkino geschafft haben.

Dieser Artikel soll einen kleinen Überblick geben, wie sich die Tonformate im Laufe der Zeit entwickelt haben und wie dabei die möglichen Kanäle immer mehr erweitert wurden.

Die Klassiker: Dolby Digital und DTS

Die beiden gängigen Tonformate für Kinosound sind Dolby und DTS. Das Tonformat bestimmt das digitale Speicherformat des Tons. Die Formate unterscheiden sich im Wesentlichen darin, wie die Audio-Daten codiert werden. Dafür sind die sogenannten Audio-Codecs zuständig. Dolby Digital verwendet zum Beispiel den Codec AC-3.

In Kinos sind gelegentlich weitere Formate anzutreffen, zum Beispiel SDDS oder Datasat. Im Heimkino spielen diese aber keine Rolle. Auf DVD und Blu-ray haben sich fast ausschließlich Dolby und DTS durchgesetzt. Gelegentlich gibt es Tonspuren mit unkomprimierten Daten (PCM).

Welches der Tonformate besser ist, lässt sich nicht sagen. DTS wird nachgesagt, dass es besser klingt. Es verwendet von Haus aus eine höhere Datenrate, was diese Aussage untermauern könnte. Umgekehrt wird aber auch behauptet, DTS-Tonspuren wären einfach nur lauter und mit mehr Bass abgemischt. Beschäftigt man sich näher mit dem Thema, wird aber schnell klar, dass die Abmischung der Tonspur ein wesentlich wichtigerer Faktor für die Klangqualität ist. Und die kann sowohl bei Dolby als auch bei DTS gut oder schlecht sein.

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Tonformate und ihre Varianten

Werfen wir einen Blick auf die gängigen Tonformate, seit sich Mehrkanalton im Heimkino durchgesetzt hat.

Dolby

Mit Dolby Surround und der späteren Weiterentwicklung Pro Logic wurde Mehrkanalton marktfähig. In einem Stereo-Signal (2.0) werden Effekte so codiert, dass sie von einem Dolby-Surround-Decoder wieder extrahiert und auf einen oder zwei Surround-Kanäle gelegt werden können. Ein Center-Kanal ergibt sich aus den gleichen Anteilen der verbleibenden Front-Signale. Ein Subwoofer-Kanal wird aus den tiefen Frequenzen berechnet.

Dolby Digital machte erstmals 5.1 diskrete Kanäle möglich. Während es bei Dolby Surround nicht zu vermeiden ist, dass Anteile der Kanäle untereinander vermischt werden, stehen diskrete Kanäle für perfekte Kanaltrennung – so wie bei Stereo Links und Rechts perfekt getrennt sind. Mit Dolby Digital sind weitere Kanalzusammenstellungen möglich, zum Beispiel 1.0 (Mono), 2.0 (Stereo) oder 2.1 (Stereo mit Subwoofer).

Mit Dolby Digital EX wurde schließlich eine Erweiterung eingeführt, die mit 6.1 Kanälen einen Back-Center ermöglichte.

Dolby TrueHD ist eine unkomprimierte Erweiterung von Dolby Digital. Während Dolby Digital verlustbehaftet codiert wird, gibt es bei Dolby TrueHD keine Qualitätseinbußen. Hier sind außerdem 7.1 Kanäle möglich.

Dolby Digital Plus stammt in etwa aus der selben Generation wie Dolby TrueHD, wird jedoch verlustbehaftet codiert. Es ist für Einsatzwecke vorgesehen, wo Speicherplatz oder Datenrate begrenzt ist, zum Beispiel beim Streaming.

Dolby Atmos ist das 3D-Tonformat von Dolby. Es erweitert den Raum nach oben um 2, 4 oder sogar 6 Höhenlautsprecher. Das Format ist objektbasiert: Töne sind nicht festen Kanälen zugeordnet, sondern haben eine Richtungsinformation. Abhängig von den vorhandenen Lautsprechern entscheidet der AV-Receiver, wo ein Ton ausgegeben wird. Dolby Atmos hat immer eine Kern-Tonspur im Format Dolby TrueHD oder Dolby Digital Plus (bzw. ist in eine dieser Tonspuren eingebettet), welche die Abwärtskompatibilität sicherstellt, wenn kein Atmos-System vorhanden ist.

DTS

DTS wurde seit 1993 stets parallel zu Dolby Digital entwickelt. Daten werden hier weniger stark komprimiert. Neben der 5.1-Variante gibt es auch hier die Möglichkeit, mit 2.0 oder andere Kanalzusammenstellungen auszukommen.

DTS-ES bietet wie Dolby Digital EX 6.1 Kanäle mit Back-Center.

DTS-HD Master Audio ist die verlustfreie Codierung von DTS und ermöglicht 7.1 Kanäle.

DTS-HD High Resolution Audio ist eine verlustbehaftet codierte Alternative zu DTS-HD MA, die zum Einsatz kommt, wenn der Speicherplatz begrenzt ist.

DTS:X ist das 3D-Format von DTS und arbeitet wie Dolby Atmos ebenfalls objektbasiert. Weil es als letztes 3D-Tonformat aus den Startlöchern kam, passt es sich an vorhandene Lautsprecher-Setups an. Es gibt keine exakte Vorgabe für die Position der Höhenlautsprecher. Es gibt ebenfalls eine Kern-Tonspur im Format DTS-HD MA, um abwärtskompatibel zu bleiben.

Auro-3D

Auro-3D ist der jüngste Vertreter unter den Tonformaten, dabei aber das älteste 3D-Tonformat. Es existiert seit 2006, wurde aber erst mit dem Aufkommen von Dolby Atmos und später DTS:X für den Markt relevant. Auro-3D arbeitet kanalbasiert, das heißt jeder Kanal wird fertig abgemischt in die Tonspur codiert. Dabei sind 9.1, 10.1, 11.1 oder 13.1 Kanäle möglich. Bei diesen Angaben wird nicht nach der unteren Ebene und Höhenlautsprechern unterschieden.

Auro-3D arbeitet mit drei statt zwei Ebenen. Die erste Höhenebene hängt etwas weiter seitlich als bei Dolby Atmos und kann zudem mehr als vier Lautsprecher enthalten. Die zweite Höhenebene besteht aus dem sogenannten “Voice of God”, der direkt über dem Hörplatz hängt.

Auro-3D wird nicht von allen AV-Receivern unterstützt. Neben den Vorreitern Denon und Marantz springen aber immer mehr Hersteller auf den Zug auf.

THX ist kein Tonformat

Wenn von Tonformaten die Rede ist, kommt häufig auch THX zur Sprache. Aber THX ist kein Tonformat.

THX ist eine Norm bzw. eine Lizenz, die dafür gedacht ist, die Qualität von Kinos und Filmen zu vereinheitlichen und zu garantieren. Es umfasst verschiedene Vorgaben, die ein Kinosaal und die Technik einhalten muss, um das THX-Gütesiegel zu erhalten. Für den Heimbereich gibt es entschärfte Varianten der THX-Vorgaben.

THX hat heute keine Relevanz mehr und ist keine Garantie für qualitativ hochwertige Produkte. Alle Vorgaben, die THX macht, können auch mit nicht zertifizierten Komponenten eingehalten werden (teilweise sogar besser). Das Siegel dient nur noch der Vermarktung, die Kosten für die Zertifizierung werden indirekt an den Kunden weitergegeben.

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Übersicht über alle Heimkino-Tonformate

Die folgende Übersicht erlaubt den einfachen Vergleich zwischen den beiden Marktführern Dolby und DTS. Auro-3D ist in der Tabelle nicht enthalten, weil es nur zur letzten Ausbaustufe, den 3D-Tonformaten, eine Alternative darstellt.

DolbyDTSKanäle (max)
Dolby Surround / Pro Logic2.0 → 4.0
Dolby Pro Logic IIDTS Neo:62.0 → 5.1
Dolby DigitalDTS5.1
Dolby Digital EXDTS-ES6.1
Dolby TrueHDDTS-HD Master Audio7.1
Dolby Digital PlusDTS-HD High Resolution Audio7.1
Dolby AtmosDTS:X7.1.6

Darüber hinaus gibt es immer noch verschiedene nebenläufige Entwicklungen und Unterarten zu einigen Tonformaten, auf die ich hier zugunsten der Übersicht aber verzichtet habe.

21 Gedanken zu „Tonformate im Heimkino – ein Überblick

  1. Mein Nachrüsten steht im Keller (noch) und ist auch von Yamaha. Wie kommt das wohl 😉

    Nee aber mal ganz im Ernst. OK man könnte verschiedene Dinge Probehören, aber das ist ja am wichtigsten bei den Boxen. Bei einem AVR verlass ich mich doch auch gerne auf Erfahrung anderer und schau mich da um.

    Und dank dir wurde es ein Yamaha RX-V575. Wie meine Erfahrungen dann sind, werde ich dich wissen lassen.

  2. Moin, also genau genommen ist Auro 3D das älteste (2006) 3D Tonformat! Gefolgt von Dolby Atmos (2012) und als Schlusslicht DTS:X (2016)

  3. Existieren überhaupt Geräte, die die aktuellen Formate wie 7.1 TrueHD oder Atmos beherrschen, aber auch noch das alte Dolby Surround? Ich habe noch etliche ältere Titel in Surround (DVD und CD).
    Danke!

    1. Klar, so ziemlich jeder AV-Receiver kann das heute immer noch. Klassisches Dolby Surround war ja auch eine rein analoge Angelegenheit und ist alleine deshalb heute gar nicht mehr erstrebenswert. Man nutzt dann eher Dolby ProLogic in einer seiner moderneren Ausprägungen. Und das was in den aktuellen Geräten als “Dolby Surround” bezeichnet wird, ist im Prinzip der One-for-all-Decoder, der aus allem einfach das Beste rausholt.

      1. Interessant, danke. Also z.B. in den Datenblättern aktueller Marantz-Geräte finde ich:

        Dolby ProLogic Ilz / Dolby Surround – / •
        Also PL nein, DS ja.

        während bei Denon-Geräten von einem “Dolby Surround Upmixer” die Rede ist. Worauf muss ich da achten?

        Ich habe z.B. einige CDs der “Eloquence”-Reihe von Decca (“AMSI”, ist das sowas ähnliches?)

        Danke!

        1. Die CDs sagen mir nichts.

          Der Dolby Surround Upmixer ist letztendlich nichts anders, als die moderne Version von allem, was zuvor da war. Dolby hat wohl eingesehen, dass sie sich in diesen ganzen Begriffen rund um ProLogic verrannt haben.

  4. Hallo Bert,
    ein riesen Lob für diese Seite! Hat mir schon einige mal aus der Gedankensackgasse geholfen! 😉

    Habe ich das richtig verstanden, das ein AV Receiver der Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio kann, alle relevanten Formate händeln kann?

    Ich überlege gerade meinen “alten (2012)” Onkyo TX-NR709 wieder reparieren zu lassen oder gleich was neues zu kaufen.

    Mein Uralt behelf, ein Orion DRD 810, ist Formattechnisch oft überfordert.

    Vielen Dank

    1. Hallo Martin,

      kommt darauf an, was du als relevant einstufst. 😉 Grundsätzlich kann man sagen: Jeder aktuelle AV-Receiver kann auch alle aktuell erhältlichen Tonformate und alle älteren decodieren. Einzige Ausnahme ist Auro-3D: Das unterstützen nicht alle Hersteller. Aber da gibt es auch kaum Material.

  5. Hallo und Dank für die gute Übersicht.
    Ich wollte Fragen, ob es zusätzliche Geräte gibt, die ein Stereo Signal in einen (wenn auch vielleicht einfachen) Dolby oder DTS Ton umwandeln/ausgeben?
    Der Hintergrund ist, dass ich einen einfachen Stereo Hifi Verstärker für meinen Fernseher benutze aber nicht unbedingt einen AV Verstärker kaufen will, wenn es auch eine andere (low budget-) Lösung gibt.
    Ich denke an eine Art (kostengünstige) “Nachstufe” zwischen Lautsprecher Ausgang am Hifi Verstärker und Boxen.

    1. Nein, sowas gibt es nicht und das würde auch nichts besser machen.

      1. Genau für sowas ist ein AV-Verstärker da. Der darin enthaltene Dolby-Surround-Decoder macht aus entsprechend codierten Stereo-Signalen ein “Surround-Erlebnis light“.
      2. Mit nur 2 Boxen bringt das keinerlei Mehrwert gegenüber einem unveränderten Stereo-Signal. Im Gegenteil.
      3. Zwischen Verstärker und Lautsprecher werden sowieso keine Signalveränderungen mehr vorgenommen. Sowas passiert wenn überhaupt dann nur innerhalb der Vorstufe.
  6. Ich habe einen ca. 20 Jahre alten Sony STR QS 930 DD/DTS 5.1 Receiver (ca. 1200 Euro Kategorie), der damals sehr gute Bewertungen in diversen Zeitschriften bekommen hatte.

    Lohnt sich die Anschaffung eines modernen Receivers rein von der Tonqualität (modernere Chips/DSP), wenn ich das Boxensetup nicht ändere … oder “hören” dies nur geschulte Leute?
    (=> NAD T 758 v3i, Pioneer LX 704)

    (Couch steht ca. 30cm von Rückwand entfernt, Höhenlautsprecher wären machbar, aber über 2m (wegen Tür Höhe)… daher nur Up Firing Boxen praktikabel.)

    1. Hallo Matthias,

      das würde sich schon alleine dadurch lohnen, dass du ja heute in jedem halbwegs mittelpreisigen Gerät ein Einmesssystem drin hast, das ganz ordentlich was rausholen kannst. Das gab’s vor 20 Jahren ja nicht wirklich.

      Ob es mit 3D-Formaten Sinn macht, müsste man sich anschauen. Über Deckenreflexion sicher nicht!

      Die genannten Geräte sind ein wenig unterschiedlich. Zwischen NAD und Pioneer liegen qualitativ Welten. 😉

      1. @Bernd K.
        Ich habe in meinem Raum eine recht gute Symmetrie, d.h. zu den Frontboxen und zu den Rearboxen ist ein gleichschenkliges Dreieck. In dem Sony kann man auf 10cm genau die Abstände eingeben.

        In Artikeln steht, dass ein Einmesssystem “ein wenig” mehr rausholt. Merkt man einen so großen Unterschied?

        Da die Couch nur 30cm von der Wand wegsteht und die Rears seitlich hinter der Couch positioniert sind, machen seitliche Rears keinen Sinn (7.1.). Wenn überhaupt ein mittiger Center (Kabel liegt schon).
        Ich könnte aber (mit Aufwand…Lautsprecherkabel verlegen) und in die abgehängte Rigips-Decke 2x “In Celling” Boxen einbauen.

        Wer ist den Welten von einander entfernt… der Pioneer vom NAD oder der NAD vom Pioneer?
        Es gibt vom NAD keine Tests, er hat kein Upmixer und kein Virtualizer… was der Pioneer hat… und dazu durch die digitalen Endstufen noch Stromersparnis.
        Wenn man areaDVD Glauben schenken darf, dann steckt der NAD den Pioneer in die Tasche.

        1. In Artikeln steht, dass ein Einmesssystem “ein wenig” mehr rausholt. Merkt man einen so großen Unterschied?

          Ja, dakommt ja noch der Equalizer dazu, der den Frequenzgang gerade biegt. Das machen die alten Geräte normalerweise noch nicht.

          Wenn überhaupt ein mittiger Center (Kabel liegt schon).

          Macht auch nicht mehr so viel Sinn, da 6.1 quasi tot ist.

          Wer ist den Welten von einander entfernt… der Pioneer vom NAD oder der NAD vom Pioneer?

          Spielt das bei Entfernungen eine Rolle? 😀 Der Pioneer kann dem NAD nicht das Wasser reichen, sofern es sich um Geräte aus derselben Kategorie handelt.

          Es gibt vom NAD keine Tests, er hat kein Upmixer und kein Virtualizer… was der Pioneer hat… und dazu durch die digitalen Endstufen noch Stromersparnis.

          NAD hat da eine etwas “rohere” Philosophie. Wenn solche Funktionen für dich ein Gewinn sind, ist das die falsche Marke für dich. Dann würde ich eher zu einem Yamaha greifen.

          1. @Bert K.
            Ein “Equilizer” (EQ) hat der Sony tatsächlich auch schon :-), wenn auch nicht über OSD, sondern per Display eingestellt.

            Mir ist Klangqualität sinnvoller und wichtiger… und NADs Philosophie gefällt mir besser… und man spart ca. 200-300 Euro.

            Inzwischen habe ich auch gelernt, dass die neuen Tonformate (und >5.1 Kanäle) über die momentanen verwendeten optische/coaxial Verkabelung nicht funktioniert und eARC das Maß aller Dinge wäre.

            Wäre das nicht ein Grund mal einen Artikel “Alt” gegen “Neu” zu schreiben? Worauf muss man achten (Verkabelung, Anschlüsse)? Worin liegen die Vorteile (Raummessung, neue Chips…)?

            … und bei der Auflistung der Tonformate in diesem Artikel auch auf die Verkabelung hinzuweisen ;-)? Denn die neuen Tonformat und 7.1. geht nur über eARC.

            Vielen Dank! Einige Hinweise haben mich jetzt inspiriert 🙂 doch einen neuen Receiver (NAD) und evtl. über “In Celling” Boxen nachzudenken.

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